GUSTAV DEUTSCH

Bibliografie thematisch

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GUSTAV DEUTSCH

Bibliografie thematisch

Karl Heinz A. Geißler

Seit 1992 betreibt der Wiener Künstler Gustav Deutsch ein mediales „work in progress": Er sammelt Sendeschlüsse, das heißt die jeweils letzten zehn Sekunden eines Fernsehprogramms und den darauffolgenden Sendeschluß, meist Bilder von Nationalflaggen, untermalt von den dazugehörigen Nationalhymnen.

Nacht für Nacht, so Gustav Deutsch, kehrt rund um die Welt ein Milliarden zählendes Publikum nach dem „Fern-Sehen" zurück in die Heimat seiner vier Wände. Ein nationaler Vorhang wird vor das TV, das Fenster der Welt, gezogen, meist dekoriert mit Nationalflaggen, heimatlichen Landschaften, Sehenswürdigkeiten, berühmten Söhnen und Töchtern der Heimat, begleitet von den feierlichen Klängen der Nationalhymnen.

Deutsch schreibt zu diesen Bildern: „Ob in Südafrika oder in Norwegen, in der Tschechei oder in Kuwait, immer weht die Nationalflagge im starken Wind. Und immer weht der Wind von links. Sollte es so sein, daß eine Fahne, die von links nach rechts weht, in den Menschen positive Empfindungen wie Vertrauen, Zuversicht, Hoffnung, oder Gefühle wie Stolz, Achtung, Ehre weckt, dann könnte es im Sinne der Nation gleichsam als Auftrag an die öffentlichen Fernsehstationen von Wichtigkeit sein, diese Gefühle bei den fernsehenden Staatsbürgern kurz vor dem Einschlafen zu erwecken." Andere häufig wiederkehrende Motive sind die untergehende Sonne - eine „Metapher für das ´schöne Ende´" (Deutsch) -, Wasser - ein „verkümmertes Meditationsbild" -, oder die Studiouhr. Deutsch: „Meine Lieblingsuhr hat mich überrascht, indem sie im Moment der Berührung des Sekundenzeigers mit der Zahl 12 nicht verschwand, sondern die Farbe wechselte: von Weiß zu Schwarz - Magie pur."

Deutsch sammelt diese Sendeschlüsse aus aller Wlt und führt sie seit 1992 in Videoinstallationen vor. Er dokumentiert damit nicht nur die Universalität der TV-Bildsprache, sondern reflektiert gleichzeitig die regulierende Funktion des Fernsehens: Es bestimmt weltweit den Lebensrhythmus der Menschen, synchronisiert ihn und ordnet ihn durch die „Schluß"-Bilder auch national. Deutschs Kollektion soll mit den Sendeschlüssen aus vielen europäischen Ländern, aber auch beispielsweise aus Japan, Iran, Israel, Kuwait, Südafrika und den USA nicht abgeschlossen sein. Er sucht weiterhin Sendeschlüsse - also die letzten zehn Sekunden des Programms mit dem anschließenden Sendeschluß - auf VHS-Video-Cassette. Wer dem Künstler eine Cassette zuschicken und auf diese Weise an seinem „work in progress" teilnehmen möchte, wende sich bitte an Gustav Deutsch, Morizgasse 7/19, A-1060 Wien.